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Chance oder Fluch für 1860? Der Investor und 50+1

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Diskussionsthema

Forbes spricht von nur noch rund 300 Millionen Euro

Vorab, wir können Euch die Frage nicht beantworten. Aber es ist eine Frage, die sich viele Fans stellen. Laut dem Magazin Forbes Middle East soll Investor Hasan Ismaik im Sommer nur noch ein Vermögen von rund 300 Millionen Euro besessen haben. Für Otto-Normalverbraucher hört sich das immer noch viel an, für große Sprünge und Träume in Giesing würde ein solches Vermögen jedoch wohl kaum reichen.

Als er 2011 beim TSV München von 1860 mit damals 18 Millionen einstieg, waren das für ihn “nur Peanuts”. 2014 wurde sein Vermögen noch auf sage und schreibe 1,6 Milliarden US-Dollar geschätzt. Hasan Ismaik profitierte 2007 vom Immobilienboom im Nahen Osten. Doch der ist längst vorbei. Danach mussten die großen Profiteure ihr Geld in andere Projekte investieren. Oder im Immobilienbereich einen deutlich schwierigeren Weg gehen.

Ismaik hat in der Zwischenzeit viel Geld verloren. Wie viel, darüber gibt es bislang nur Spekulationen und eben den Bericht des Magazin Forbes. Und der Investor hat viel zu tun. Ismaik ist Geschäftsführer oder Teilhaber bei Masaken Capital, bei der HAMG Group, bei Marya Investment Company und Almanara International Jeweelry Company. Es ist fraglich, ob er im Hinblick auf diese Tatsache tatsächlich wirklich groß investieren würde. Selbst wenn 50+1 fällt. Er hat im Moment viele Baustellen.

Fällt 50+1, ist das Schicksal von 1860 offen

Es ist die große Angst, die viele im e.V. haben, dass 50+1 fällt. Den meisten Vereinen kann es schlichtweg egal sein, ob die Regelung fällt oder beibehalten wird. Weil sie mehr als 50 Prozent der Aktien bzw. des Vereins haben und dann selbst entscheiden, ob sie sich verkaufen oder nicht. Bei Sechzig ist das anders. Der Verein hat bereits 60 Prozent verkauft.

Andere wiederrum spekulieren genau auf diese Option, nämlich dass die Regelung 50+1 fällt und Investor Ismaik das Ruder übernehmen kann. Die Regelung muss jedoch komplett fallen. Vergleiche mit Martin Kind sind fragwürdig. Erst heute hat Kind, der Investor und Präsident von Hannover, seinen Antrag zur Übernahme des Vereins zurückgezogen. Der Antrag betraf jedoch rein seine Angelegenheiten. Er wollte eine Ausnahmeregelung für sich. Hasan Ismaik und der TSV München von 1860 wird ihn herzlich wenig interessieren. Er wollte die kleine Lösung, wollte, dass das DFL-Präsidium in seinem Fall anders entscheidet. Auf die Situation in München hätte das vermutlich keine Auswirkung gehabt. Hierfür muss die Entscheidung wahrscheinlich vor dem Europäischen Gerichtshof fallen. Und das ist ein längerer Prozess, der bislang noch nicht begonnen hat.

Was wenn 50+1 irgendwann fällt? Hasan Ismaik könnte dann in München schalten und walten wie er möchte. Doch was würde es ihm bringen? Der Verein ist in der 4. Liga angekommen. Von den investierten Millionen von Euro ist nichts mehr da. Der Verein im Vergleich zu 2011, als Ismaik seine ersten Millionen investierte, praktisch wertlos.

Die Stadionfrage

Erst in der 2. Bundesliga würden seine Verluste langsam wieder reinkommen. Doch der Weg dorthin ist steinig. Fällt die Regelung zum Schutz des e.V., dann verändert sich das Gesamtbild. Besonders interessant wird dann die Stadionfrage. Man muss bezweifeln, ob die Stadt München im Hinblick auf das Stadion an der Grünwalder Straße noch so kompromissbereit ist wie aktuell. Was, wenn der “neue” Verein unter Hasan Ismaik ohne Stadion dasteht? Dass er rasch ein Stadion baut, das muss man bezweifeln. Dafür hat er vermutlich nicht mehr die finanziellen Mittel, zumindest wenn man dem Magazin Forbes Glauben schenkt. Und ob er Mitinvestoren findet, ist in Deutschland auch eher fraglich. Auch im Hinblick auf das Olympiastadion wird die Stadt wohl eher weniger kooperieren. Und die Allianz-Arena ist ebenfalls Geschichte. Selbst wenn man die Finanzierung sichert, so wird man sich in München wohl zwei Mal überlegen, ob man überhaupt Baugrund hergibt. Da steckt mehr als nur ein Verkauf dahinter. Das ist eine politisch schwergewichtige Entscheidung. Und das gilt auch für das Umland. Taufkirchen und Ismaning waren bereits im Gespräch. Das Problem dort ist die kleinteilige Aufteilung der Grundstücke. Und wie man es in Bayern kennt, wird es schließlich am Widerstand in den Gemeinden scheitern. Selbst kleinere Stadien sind im Landkreis ein Problem und werden politisch hart diskutiert. Wer glaubt, dass solch ein Projekt möglich ist, der muss sich nur mal im Umland umhören. Wo also sollte dann die KGaA-Mannschaft spielen? Ohne ein entsprechendes Stadion würde man vermutlich in die Bayernliga oder sogar noch tiefer abrutschen. Und könnte dann gegen den ehemaligen Mitgesellschafter, den e.V. spielen. Das wäre absolut grotesk.

Reine KGaA -Mannschaft?

Eine weitere Frage ist, wer auch personell den Weg einer reinen KGaA-Mannschaft mitgeht. Allzu glücklich waren die Entscheidungen des Investors im Hinblick auf seine Berater nicht. Fredl Fesl singt in einem Lied “… mit Geld, da kann man alles kaufen, auch Spieler, die dem Ball nachlaufen.” Doch einer vom e.V. losgelösten KGaA fehlt die Identität. Es wäre praktisch gesehen ein Retortenverein, der sich aus einem Traditionsverein herausgelöst hat. Wenn 50+1 fällt, dann hat Investor Hasan Ismaik eine KGaA, die nicht einmal mehr die Bezeichnung “TSV München von 1860” nutzen darf. Und er hat eine Geschäftsstelle. Aber wird dann Profi-Fußball überhaupt noch funktionieren? Und wie viele Fans gehen diesen Weg mit? Man kann sich durchaus ganz ehrlich fragen, ob der Fall von 50+1 nicht auch die komplette Vernichtung des Invests ist. Das könnte damit, anders wie manche behaupten, nämlich in großer Gefahr sein.

Was möchte der Investor?

Vom e.V. wird von einigen Fans Transparenz gefordert. Doch auch im Hinblick auf den Investor und seine Vorhaben wünscht man sich als Fan durchaus eine Erläuterung, wie denn die Zukunft aussehen soll. Bislang versteckt sich die Investorenseite mit ihren aktuellen “Ideen”. Man hat sich praktisch in der Opposition wiedergefunden und lebt dort ganz gut. Rein wirschaftlich gesehen ist für den Investor im Moment der aktuelle Weg der Richtige. Denn gesundet der Verein auf diese Weise und steigt in die 3. Liga wieder auf, dann ist sein Invest gleich wieder mehr Wert. Sollte es in die 2. Bundesliga gehen, steigt das Invest noch mehr. Vielleicht hat er sich deshalb aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen. Vielleicht überlässt er deshalb nun Cassalette und Stimoniaris die Stimmen im Aufsichtsrat.

Eure Meinung ist gefragt

Was sagt Ihr dazu? Ist der Wunsch nach Profifußball durch einen rein durch den Investor geführten und kontrollierten Verein eine Seifenblase und völlig utopisch, oder hätte ein solches Modell nach Fall von 50+1 eine Zukunft?

Gerne dürft Ihr unsere Aussagen auch in Frage stellen. Das Thema ist durchaus spannend.


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