Eine Indizenz von 18,60 pro 100.000 Einwohner hat die Bundesrepublik. Das lässt Löwenfans erst einmal aufhorchen. Der Blick geht jedoch nicht nur auf die magische Zahl sondern auf die Entscheidungen der Länder. Wie geht man mit der sinkenden Inzidenz im Hinblick auf Großveranstaltungen um?
Vor allem Ministerpräsident Markus Söder hält Löckerungen für Großveranstaltungen noch für verfrüht. Jeden Tag wachse die Sorge über die Entwicklung in Großbritannien. Dort hat die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus sich stark ausgebreitet. Vor zwei Tagen wurde nach dem Münchner Oktoberfest auch der Cannstatter Wasen in Stuttgart abgesagt. Von Normalität kann erst einmal nicht die Rede sein.
“Wahrheitsgemäß muss man sagen, dass die Lage sehr positiv ist”, meint Söder in der gestrigen Pressekonferenz. Überall in Deutschland fallen die Inzidenzen und zwar in kürzester Zeit enorm.” Man könne auf diesen Sommer freuen. Mehr Normalität und mehr Lebensfreude. Alles auf einmal aufgeben ist jedoch nicht drin. “Nach wie vor vernünftig sein”, fordert Söder. “Wir werden uns die nächsten Wochen noch einmal genau überlegen wie es mit Großveranstaltungen weiter gehen kann.” Dabei verweist der Ministerpräsident auf die Großveranstaltung in Bayern “schlechthin”. Die Fußball-Europameisterschaften, die auch in München stattfindet. “Mit einem sehr klaren und guten Hygienekonzept. Masken, Test natürlich, Abstand in einem sehr, sehr großen Stadion – Sie kennen die Allianz Arena und was ganz wichtig ist: einem ausgeklügelten Zu- und Abgangssystem um insbesondere die Mobilität an der Stelle genau zu regulieren und steuern, damit dort kein Infektionsgeschehen entsteht”, so Söder die Rechtfertigung der Zulassung von 14.000 Zuschauern. Der bayerische Ministerpräsident möchte am Ende alle Öffnungen mit gutem Gewissen machen. Die Fußball-EM ist neben der Rückkehr der Lebensfreude ein wichtiges Signal, “dass wir auch in schwierigen Zeiten wieder größer denken können”. Söder spricht von einem neuen Sommerfeeling.
Söder zeigt sich offen im Hinblick auf die Fußball-Europameisterschaft. Aber was bedeutet das für andere Großveranstaltungen? Das Münchner Oktoberfest wurde bereits abgesagt. Es ist das große “aber” des Herrn Söder. Er warnt vor einer möglichen vierten Welle. “Jeden Tag wächst die Sorge um Großbritannien”, so Söder. “Die Wahrscheinlichkeit, dass das völlig an uns vorbeigeht in absehbarer Zeit ist überschaubar. Deswegen ist es wichtig zwei Dinge zu beachten: weiter die Inzidenzen zu beachten, denn je niedriger die Inzidenz desto weniger kann eine Mutation wirken. Und zweitens, die Impfgeschwindigkeit zu erhöhen.”
Es werde ein Wettlauf mit der Zeit. Wenn Impfstoff zur Verfügung steht. Die Regierung müsse darauf auch drängen. Denn die Kapazitäten der Impfzentren und der Fachärzte seien da, so Söder. Mit einem einmaligen oder auch zweimaligen Impfen sei es allerdings nicht vorbei. Das Impfen sei die “einzige, echte Langzeitstrategie”. Impfen sei eine Daueraufgabe, so Söder. Ob zur Auffrischung oder eben um gegen Mutationen entgegenzuwirken. “Die Wahrscheinlichkeit, dass eine vierte Welle kommt ist zumindest im Bereich des Möglichen”.
Was bedeutet das nun für andere Großveranstaltungen? Es kommt auch darauf an welche Form von Veranstaltung man habe, so Söder. “Es ist ein Unterschied ob sie zum Beispiel wie bei der Fußball-EM ein sehr geordnetes Verfahren haben”, bei dem die Zu- und Abgänge gut geregelt seien. Oder ob sie beispielsweise ein Klassik-Open-Air haben oder ein Rock am Ring oder Wacken veranstalten.
Im Hinblick auf Fußballveranstaltungen können die Fans nur hoffen, dass die Inzidenz weiter sinkt und die Impf-Geschwindigkeit zunimmt.
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