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BR Fernsehen: „Erschreckende Bilder, die wir so eigentlich nicht mehr sehen wollen“

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Der TSV 1860 München empfing am Sonntag den FC Bayern München II am 37. Spieltag der Dritten Liga. Laut der Polizei München waren wohl ca. 800 Fans am Wettersteinplatz, um die Mannschaft zu empfangen. Die Fanunterstützung blieb, bis auf kleine Ausnahmen, äußerst friedlich. So zumindest die Einschätzung des Löwenmagazins.

Wir werfen einen Blick auf die Berichterstattung des BR Fernsehen in der Sendung „Abendschau / Der Süden“ vom 17.05.2021.

Presse kritisch hinterfragt – ein Kommentar zur Berichterstattung des BR Fernsehen

„Erschreckende Bilder, die wir so eigentlich nicht mehr sehen wollen“, meint die Moderatorin der Sendung „Abendschau / Der Süden“1 des BR Fernsehen. Zuvor zeigte der öffentlich-rechtliche Sender eine gezielte Auswahl an Bildern, bei denen lediglich zwei Szenen herausstechen. Zu sehen ist einmal, dass Pyrotechnik dann gezündet wird, als eine Trambahn vorbeifährt und diese wohl auch trifft. Das kritisiert ein Beamter gegenüber dem BR verständlicherweise. Zum Anderen wird gezeigt, dass ein Fan abgeführt wird und die Polizei erfolgreich mit einer Kette die Fans davon abhält, zum Stadion zu kommen. Das war es. Auch vom Spiel in Unterhaching, als Hansa Rostock zu Gast war, spricht die Moderatorin, im Anschluß an die Bilder rund um die Löwen, von „schweren Tumulten, bei denen „Polizeibeamte angegriffen“ und verletzt wurden. Die Angreifer waren Gästefans aus Rostock. Ein äußerst fragwürdiger Übergang, vor allem weil das Wort „auch“ genutzt wird. Die Moderatorin verweist auf die Abendschau um 18 Uhr, wo es genau um dieses Thema „Gewalt gegen Polizisten“ gehe. In der besagten Abendschau werden dann zuerst Bilder eines Vorfalls aus dem Englischen Garten gezeigt, und schließlich geht es um einen Routineeinsatz in Landshut. Letztes Jahr im August war die Polizei nachts um 2 Uhr bei einer Arbeiterunterkunft. Ein Mann soll dort auf die Polizei losgegangen sein. Vier Polizisten wurden durch diesen einen Mann dann verletzt.

Die Berichterstattung spannt einen fragwürdigen Bogen von den Vorkommnissen am Grünwalder Stadion, über einen Vorfall mit Gästefans aus Rostock in Haching, über eine gewalttägige Auseinandersetzungen mit der Polizei in Landshut. Wer den Sonntag nicht vor Ort erlebt hat, zieht da als Zuschauer sicherlich sehr schnell falsche Schlüsse. Die auf einer, meiner Meinung nach, absolut falschen Berichterstattung des BR Fernsehen basiert.

Festnahmen vs. vorläufige Festnahmen

Zwei Festnahmen soll es laut BR gegeben haben. Im Polizeibericht3 steht davon nichts. Es sollen acht Tatverdächtige wegen Beamtenbeleidung „vorläufig“ festgenommen und nach Feststellung der Personalien wieder entlassen worden sein. Bei drei Fällen waren wir vor Ort. Im einen Fall war das schnell geklärt, weil ein Missverständnis. Im zweiten Fall wundere ich mich sogar, das man ihn nicht tatsächlich festgenommen hat. Der Mann war einfach schlichtweg zu betrunken um klar zu denken. Das war bereits spät am Abend. Ich weiß nicht einmal, ob es ein Fan war. Der andere Fall war bei der Ankunft des Busses. Da wurde ein junger Mann vorläufig festgenommen, weil er eine Rauchfackel gezündet hatte. Auch er wurde nachher wieder entlassen. Bei den anderen Fällen waren wir nicht anwesend.

(c) Arik Steen / Löwenmagazin

Gelöste Stimmung zwischen Polizei und Fans

„Es ist schön, so etwas wieder sehen zu können“, sagte bei der Ankunft des Löwen-Busses ein Polizeibeamter zu einem Journalisten der Abendzeitung. Wir standen direkt dabei. Als die Polizei ein Absperrband vor die Fans spannte, wurde sowohl seitens der Fans, als auch der Polizei immer wieder gewitzelt, warum man nicht ein weiss-blaues stand einem rot-weissen Band hernimmt. Die Lage war sehr entspannt. Vor allem waren auch viele Kinder vor Ort. Und auch diese haben sich bei der Polizei über das rot-weisse Band beschwert.

(c) Arik Steen / Löwenmagazin

Polizeikette beim Ausstieg der Mannschaft

Laut dem Polizeibericht „mussten die Fans durch Einsatzkräfte der Polizei mit Hilfe unmittelbaren Zwangs durch Polizeiketten und in Form von Schieben und Drücken von der Mannschaft ferngehalten werden.“ Absolut logisch. Als die Mannschaft aus dem Bus ausstieg, ging sie auf die Fans zu. Kreischende Teenies bei einem Konzert von Justin Bieber wären jedoch wohl schwieriger zu bändigen gewesen. Tatsächliche Probleme gab es nicht. Erst recht keine Gewalt gegen Polizisten. Auch im Polizeibericht steht hiervon nichts.

(c) Arik Steen / Löwenmagazin

Polizei-Präsenz auf dem Grünspitz

Zu später Stunde zeigte sich das USK am Grünspitz sehr offensiv und stellte sich in kleinen Gruppen zwischen die Fans. Das wirkte für manche Fans sehr provozierend. In einem Gespräch mit dem leitenden Beamten teilte ich ihm diese Bedenken auch mit. Er erläuterte mir, dass es keineswegs um Provokation gehe. Man wolle lediglich Präsenz zeigen. Keine halbe Stunde später zogen sich die Beamte jedoch auch schon wieder zurück und blieben auf dem Parkplatz vor dem Grünspitz in lockerer Formation in Bereitschaft.

(c) Arik Steen / Löwenmagazin

Mein Fazit: Das BR Fernsehen stellt die Vorkommnisse am Sonntag in keiner Weise richtig dar. Den thematischen Übergang zu Polizeigewalt halte ich für bedenklich und lässt vollkommen falsche Schlüsse zu. Das wird der Fangemeinde des TSV 1860 München nicht gerecht. Außerdem hilft es der Polizei München und dem USK nicht dabei, zukünftig deeskalierende Maßnahmen sinnvoll umzusetzen.


Quellenverzeichnis

1 vgl. Abendschau – der Süden vom 17.05.2021 (online bis 17.05.2022), https://www.br.de/mediathek/video/abendschau-der-sueden-17052021-unruhen-bei-lokalderby-aerger-um-erdgasfoerderung-rueckkehr-der-biber-av:6064585012dfc10013f74b98

2 vgl. Abendschau vom 17.05.2021 (online bis 17.05.2022), https://www.br.de/mediathek/video/abendschau-17052021-gewalt-gegen-polizisten-tipps-fuer-die-mittagspause-im-homeoffice-studiogast-jan-haft-av:6064584fe7c8fa0013b9f9f3

3 vgl. Polizeibericht zum Spiel des TSV 1860 München gegen den FC Bayern München II

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