Im gestrigen Spiel vom FSV Zwickau gegen den TSV 1860 München haben „Ultras Red Kaos“ eine beeindruckende Choreo auf die Beine gestellt und beim Einlauf der Mannschaften präsentiert. Und während die Klubverantwortlichen sicher die Rauchtöpfe und Bengalos zählten und die vielen Euros an Geldstrafe vom DFB im Kopf überschlugen, wurde die Nordtribüne in ein wahres Schauspiel bzw. Kunstwerk verwandelt. Die Choreo zeigte die tiefe Verbundenheit der FSV Zwickau Anhänger mit der Stadt und dem Verein und würdigte damit ihre Wurzeln.
Die „Russ Zwigge“ brennt
Unter dem Motto Auf Steinkohle gebaut haben „Ultras Red Kaos“ in der aufwendigen Choreographie die Geschichte der Stadt Zwickau gezeigt, bei der alles aufgegriffen wurde, was die Stadt ausmachte und prägte. Das Haupt-Augenmerk wurde auf den Abbau der Steinkohle und den ehemaligen Steinkohlenwerk Karl Marx gerichtet. Die Nordtribüne wurde mit schwarzen Papptafeln bedeckt, die die ehemals verrußte Stadt darstellte. Über die komplette Breite des Blocks war das Kraftwerk zu sehen sowie Bergarbeiter, Fabrikhallen und Schornsteine. Mehrere schwarze Rauchtöpfe wurden gezündet. Diese waren so platziert, dass es den Anschein erweckte, aus den Schornsteinen würde schwarzer und grauer Rauch aufsteigen. In der Mitte war ein großes schwarzes Transparent befestigt, mit der Überschrift „Ruß-Zwigge“, hinter der bengalische Fackeln gezündet wurden, die das Feuer in den Kraftwerken darstellten und wohl auch das Feuer vom 22. Februar 1960, als es in der 1. Abteilung des Karl-Marx-Werkes kurz nach 8 Uhr aus unbekanntem Grund zu einer schweren Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion kam. 174 Bergleute wurden mehr als 1000 Meter unter Tage durch den dadurch entstandenen Brand eingeschlossen. 123 Kumpel kamen an dem Tag ums Leben.
Der Abbau der Steinkohle wurde zwar 1978 stillgelegt, dennoch wurde Zwickau die Kohle nicht los, denn die Kokerei am Ort wurde mit importierter Steinkohle weiterbetrieben und blies nach jedem Koksabstich weiterhin Unmengen an Ruß über das Zentrum der Stadt, so dass sich im Winter gar der Schnee schwarz färbte. Erst nach der Wende, im Jahre 1992 wurde die Koksproduktion eingestellt und die Stadt gesäubert.
Doch damit ist die Choreo noch nicht ganz erklärt. Im Hintergrund, hinter der letzten Reihe der Tribüne, „fuhr“ die rote Deutsche Reichsbahn der DDR und auch der berühmte Trabant – liebevoll Trabi genannt, der ab 1958 in der DDR im Sachsenring Automobilwerke Zwickau, gebaut wurde, fand in der Choreo seinen Platz. Und da das Zwickauer Stadion auf der Fläche eines ehemaligen Plattenbauviertels erbaut wurde, haben auch die Plattenbauten ihren Platz zwischen den Reihen bekommen.