Michael KöllnerMichael Köllner war vom 9. November 2019 bis zum 31. Januar... ist Balsam für die Löwenseele. Selten zeigte der TSV 1860 München mehr Geschlossenheit. Stück für Stück wurde der Teamgeist gefestigter. Auf Gesellschafter und Fans übertrug sich der Gemeinschaftsgedanke gleichermaßen. Es gibt konstruktive Gespräche, statt ein polarisierendes Ping-Pong-Spiel in den sozialen Netzwerken oder diversen medialen Kanälen. Der TSV 1860 München spricht mit nur einer Stimme. Als Team.
Woher schöpft Köllner seine Kraft? Seine Frau sei eine wichtige Stütze, sagte er einmal. Und der Glaube. Der mich persönlich einerseits fasziniert, andererseits jüngst auch kritisch zurückließ. Vor einigen Tagen schrieb ich einen Kommentar über den Profitrainer und stellte die Frage: “Wie viel missionale Botschaften sind gut?” Keine Kritik an seinem Glauben, sehr wohl aber die Frage, wieviel Katholizimus Interviews vertragen. Doch lag ich mit meiner indirekten Unterstellung richtig?
Es ist Michael KöllnerMichael Köllner war vom 9. November 2019 bis zum 31. Januar... selbst, der eine Antwort gibt. In Form eines Denkanstoßes. Mit der Frage, wo Katholizismus fassbar in den Mittelpunkt gerückt wird. Und tatsächlich wird man in einem Interview mit der Abendzeitung im Dezember 2020 vom Gegenteil überzeugt. Inwiefern sei sein soziales Engagement durch den katholischen Glauben geprägt, fragen die Journalisten. Die katholische Kirche als Institution habe damit eigentlich gar nichts zu tun, antwortet Köllner. Er betont sogar, dass er sich nicht “mit jedem Detail” der Institution Kirche idenfizieren kann. Und auch in einem Interview mit der Welt sagt Köllner bereits 2018, dass jeder eine andere Kraftquelle habe. Beim einen sei es Religion, beim anderen die Familie oder der Lebenspartner: “Wenn jeder für sich einen guten Weg findet, dann muss er morgen nicht katholisch werden und jeden Morgen in die Kirche laufen. Wenn jeder für sich sagt: ‘Das ist meine Kraftquelle, mit der komme ich gut klar’, ob Meditation oder Yoga, dann ist das in der eigenen Persönlichkeit ein neuer Entwicklungsschritt.”
Es sind tatsächlich vor allem die Medien, die in ihren Texten den Katholizismus hervorheben. Betonen, dass er gläubiger Katholik ist. Seine achtjährige Zeit in einem katholischen Internat thematisieren. All das hat Köllner auch geprägt. Doch in erster Linie gehe es in seinem Leben und seiner Arbeit als TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 ... um etwas anderes. “Meine Arbeit basiert nicht auf dem katholischen Glauben, sondern explizit auf Werten”, erklärt Köllner gegenüber dem Löwenmagazin am heutigen Sonntag. “Ich betone immer wieder, dass der Glaube an sich eine gute Orientierung in Bezug auf Werte liefert – völlig losgelöst von der Institution Kirche. Werte sind in einem funktionierenden menschlichen Miteinander die absolute Basis, so auch in unserer Mannschaft. Es geht um Liebe zu der Sache, Liebe zu den Menschen. Darum, sich gegenseitig zu unterstützen: Die Spieler untereinander auf dem Platz, wir TrainerÜbersicht aller Trainer der ersten Mannschaft des TSV 1860 ..., unsere Spieler bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung. Es geht um Respekt gegenüber 1860 München und allen Menschen, die diesen Verein zu diesem großartigen Verein machen, der er ist.”
Vor allem der letzte Satz schließt den Kreis. Weil er wesentlicher Bestandteil der Gesundung des TSV 1860 München ist. Der Respekt gegenüber dem TSV 1860 München und seinen Menschen. An ihm wird sich sicherlich auch in Zukunft jeder, der für den Verein aktiv ist, messen lassen müssen. Noch immer sind persönliche Befindlichkeiten im Spiel. Manchmal auch Hass. Schuldzuweisungen. Ablehnung.
Köllner lebt mit seiner Mannschaft etwas anderes vor. Und das ist eben Balsam für die Löwenseele. Weil das Miteinander immer mehr überwiegt.