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Antifahnen – Hasan Ismaik unternimmt nichts dagegen

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Im Block der Löwenfans weht seit vielen Jahren eine Fahne mit dem durchgestrichenen Konterfei von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik. Dies führt regelmäßig zu Diskussionen. Verantwortlich für diese Fahnen wird häufig Präsident Robert Reisinger gemacht – eigentlich wie bei jedem Thema, bei dem man einen Schuldigen sucht. Hasan Ismaik lässt diese Thematik erstaunlicherweise einfach laufen und macht nichts dagegen.

Ganz klar lässt sich nicht zurück verfolgen, wann das erste Mal eine Fahne mit durchgestrichenen Konterfei von Hasan Ismaik im Block der Löwenfans auftauchte. Es könnte der 21.02.2016 gewesen sein – 22.Spieltag der Saison 2015/16, bei der Partie TSV 1860 München – VfL Bochum – und somit weit vor dem Amtsantritt Reisingers. Die Message dahinter ist die grundlegende Ablehnung von Investoren im Fußball – bei 1860 München eben des Investors Hasan Ismaik. Dies hatte sogar Marc-Nicolai Pfeifer verstanden, wie er vor geraumer Zeit einem unserer Redaktionsmitglieder bestätigte. Auf Investorenseite versteht man, naturgegeben, die Ablehnung von Investoren im Fußball nicht. Deutschland geht hier seit Jahren einen Sonderweg mit 50+1. Einen Weg, welchen die DFL auch weiterhin gehen möchten. Marc Schmidgall von der DFL bestätigte uns telefonisch, dass man trotz der neuesten Überprüfungen des Kartellamtes eine positive Rückmeldung des Amtes und eine Bestätigung von 50+1 erwarte. Daher haben es (Einzel-)Investoren in Deutschland so schwer wie in keinem anderen Land, Akzeptanz unter den Fans zu finden. Dies zeigte sich auch beim gestrigen Zweitligaspiel zwischen Hamburg und Hannover 96. Dort hing während des Spiels eine Zaunfahne mit durchgestrichenen Kopf von Martin Kind. Kind versucht seit Jahren gegen 50+1 vorzugehen und streitet seitdem mit seinem Herzensverein. Sein Ziel ist es, die 50+1-Regel außer Kraft zu setzen, damit die Stimmrechte durch Investoren übernommen werden könnten. Vor Weihnachten, und hier schließt sich der Kreis mit dem Protest der 96-Fans zum Einstieg eines Investors in die DFL, stimme Martin Kind als Geschäftsführer von Hannover 96 mutmaßlich für einen möglichen Einstiges von Investoren in die DFL, obwohl er vom Mutterverein per 50+1 angewiesen wurde, dagegen zu stimmen. Dies führte dazu, dass neben dem durchgestrichenen Kopf von Kind (analog den Anti-Fahnen im Löwenblock) ein Plakat mit einem Fadenkreuz und dem Konterfei von Kind ausgerollt wurde. Dazu gab es Spruchbänder gegen den Einstieg von Investoren in die Deutsche Fußball Liga. Der Schiedsrichter der Partei unterbrach daraufhin das Spiel – wohlgemerkt erst nach dem Zeigen des Fadenkreuz-Plakates, nicht vorher. Das durchgestrichene Konterfei von Kind hing von Spielbeginn an.

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Löwenfans am 21.02.2016 – 22.Spieltag, Saison 2015/16, TSV 1860 München – VfL Bochum, Allianz Arena

Der Investorenblog dieblaue24 schrieb dazu heute auch einen Artikel: “Das Plakat erinnerte auch an den Hass in der Löwen-Kurve gegen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik. Bei 1860 wird dies seit Jahren unter dem Deckmantel “Meinungsfreiheit” akzeptiert, in dem das durchgestrichene Gesicht von Ismaik in der Westkurve präsentiert wird.” Hier bleibt festzuhalten, dass es ein Fadenkreuzplakat mit Hasan Ismaik nie gab. Die Partie wurden wegen den Fadenkreuzes abgebrochen und nicht wegen des in rot durchgestrichenen Kopfes von Kind. Weiterhin ist es falsch, dass die Antifahnen unter einem “Deckmantel” akzeptiert werden. Robert Reisinger hat sich in der Vergangenheit mehrmals gegen diese Fahnen ausgesprochen und die Kommunikation gesucht. Die angesprochene Meinungsfreiheit fußt auf einem Urteil aus dem Jahr 2019 als die “Löwenfans gegen Rechts” von der TSV 1860 Merchandising verklagt wurden. Es ging damals um T-Shirts mit einem Logo, indem der Spruch “Verdammt ich lieb dich! Ich lieb dich nicht” und das durchgestrichene Konterfei von Ismaik zu sehen ist. Mittlerweile sieht man das Konterfei von Ismaik, welches in Löwenblau durchgestrichen und rund umrandet ist, nicht nur auf Fahnen, und T-Shirts, sondern auch auf Aufklebern, Buttons, Jutetaschen uvm. Das Landgericht Nürnberg-Fürth stellte damals fest, dass dies nach Art. 5, Abs.1 GG “auf die wertsetzende Bedeutung der Meinungsfreiheit” fällt. Später wurde dies vom Oberlandesgericht bestätigt. Somit ist das Wort “Hass” in diesem Zusammenhang auch komplett deplatziert. Wer nun meint, ein Gerichtsurteil als “Deckmantel” bezeichnen zu müssen, zeigt, dass ihm Gerichtsurteile herzlich egal sind. Im Kommentarbereich des Blogs, der diese Woche vom Präsidenten zu Recht kritisiert wurde, schlägt man übrigens vor, die Fahnenschwenker, resp. die Ultras einzusperren : “Diese blöden und Besoffenen Ultras gehören einfach weg gesperrt und schon ist Ruhe.” Ein weiterer db24-User meint das Problem so zu lösen: “Personalisiertes Ticketing, biometrische Videoüberwachung, standardisierte Hausrechte und Einlasskontrollen innerhalb DFL/DFB sowie Regress machen den kriminellen Spuk schnell ein Ende. Keiner braucht das Gesindel…” Der Betreiber der Seite, der auch heute in seinem Kommentarbereich wieder mitdiskutiert, füttert übrigens die Behauptung, dass das Gerichtsurteil aus Nürnberg nicht für München gelten würde. Auch das ist falsch. Selbstverständlich gilt dieses Urteil deutschlandweit und wurde auf Basis des Grundgesetzes bewertet. In der Regel greifen Richter, z.B. bei neuen Klagen, auf ehemalige Gerichtsurteile zurück.

Eine entscheiden Frage, die wir uns übrigens stellen ist, warum eigentlich Hasan Ismaik selbst nichts gegen die Fahnen unternimmt. Er ist doch derjenige, der auf der Fahne zu sehen ist. Er ist sogenannter Mehrheitsgesellschaft der Fußballfirma. Ismaik unternimmt aber nichts dagegen. Er sucht keinen Dialog mit dem Verein, geschweige denn mit den Fans, sondern beschimpft sie lieber. Es stünden genügend Mittel zur Verfügung. Beispielsweise könnte er die vom DFB vorgeschrieben Club-Fan Dialoge nutzen, einen Vermittler oder Mediator einstellen. Er könnte auch einfach freundlich über seine Kanäle bitten, dass man zukünftig auf die Fahnen verzichtet oder einfach Mal hinterfragen, was überhaupt der Grund ist. Aber nein – Hasan Ismaik besuchte gestern das Trainingsgelände, an einem Tag, an dem kein öffentliches Training war – zu der Uhrzeit, zu der das Präsidiums einen fest vereinbarten Notartermin hatte. Ein günstiger Zeitpunkt also, um während der 20-minütigen Audienz so wenig Personen wie möglich am Trainingsgelände zu treffen. Für ihn wurde das Gelände sogar kurzzeitig gesperrt. Keine Kommunikation, kein Dialog, keine Zusammenarbeit. Vielleicht stört sich aber Ismaik an den Fahnen auch gar nicht so sehr wie gerne suggeriert wird. Die Fahnen werden unter diesen Voraussetzungen wohl weiter wehen.

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