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Broken facts and fake news concept as journalistic media reporting problem as text representing deceptive disinformation with 3D illustration elements.

Angst als Waffe der Rhetorik

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Am gestrigen Mittwoch fand eine Podiumsdiskussion am Sendlinger Tor statt. Die Diskussionen auf der Bühne zeigen auch interessante, manipulative rhetorische Ansätze.

Angst ist eine der stärksten Antriebskräfte der Menschen. Wer sich mit Rhetorik auskennt, der weiß, dass man mit Angstargumenten (Argumentum ad metum) die Menschen leicht instrumentalisieren und manipulieren kann. Durch Angst motivierte Menschen sind eher bereit, Prinzipien über Bord zu werfen und gegen ihre eigentlichen Überzeugungen zu handeln. Außerdem hemmt Angst das kritische Denken und lädt zu Impulsentscheidungen ein. Das Angstargument ist eine der wichtigsten Waffen für manipulative Rhetoriker.

Zukunftsangst der Löwen

Manche Löwenfans werden immer und immer wieder mit Ängsten konfrontiert. Es sehe düster mit dem TSV 1860 München aus, wenn man dieses Präsidium wähle, so hieß es im Sommer 2019. Es droht der Absturz in den Amateurfußball. Ein Aufstieg ist unter diesem Präsidium nicht möglich. Das sind Argumente, die im Grunde nicht sachlich begründet werden, sondern reine Stimmungsmache sind. Und damit hochgradig gefährlich.

Klima der Angst

Bei der Podiumsdiskussion von dieblaue24 und Radis Erben ging man nun noch einen Schritt weiter. Angst wird sogar zum geflügelten Wort. Von einem “Klima der Angst” ist die Rede. Und dabei werden nicht nur Ängste vor der Zukunft geschürt, sondern bewusst auch vor Menschen. Eine äußerst gefährliche manipulative Taktik, die dem TSV 1860 München mehr als schadet.

“Es wird thematisch ernster an diesem Abend”, erklärt Tobias Fischbeck. Der Moderator der Podiumsdiskussion zeigt sich geschockt. Man habe es schon oft erwähnt, was für “ein Klima der Angst bei Sechzig” mittlerweile herrsche. Das wäre “krass”. Das habe es so noch nie bei den Löwen gegeben. Er habe gelesen, dass der Aufsichtsratsvorsitzende mittlerweile mit Personenschutz ins Stadion müsse. “Es ist so wie es ist”, meint Stimoniaris zum Thema Personenschutz. “Ich bin auch nicht so wichtig, es geht um meine persönliche Sicherheit und ich glaub es ist ein unwichtiges Thema. Es geht um Sechzig, es geht um diesen Abend und…”. Der Moderator unterbricht. “Entschuldigung, aber es geht ja nicht nur um dich. Wenn sich ein Michael Lerchenberg anpöbeln lassen muss, wenn sich ein Michael Hoffmann anpöbeln lassen muss, weil er zu dieser Veranstaltung geht. Das kann es doch, bitteschön nicht sein?” Er sei 1971 in dieser wunderschönen Stadt geboren und sei dankbar dafür, meint Stimoniaris daraufhin. “Ich lebe hier in dritter Generation und lasse mich auch von keinem hier verjagen. Aber, dass es jetzt so wie es ist und, dass ich auch in Begleitung kommen muss, das ist so und das habe ich zu akzeptieren. Ein Sechzger der hofft, ein Sechzger der leidet und ein Sechzger geht seinen Weg.” Es bleibt nicht die einzige Erwähnung von Personenschützern an diesem Abend.

Es ist der “Giesinger Staat”, der für ein “Klima der Angst” sorgt, so die Botschaft. Das soll zum einen dafür sorgen, dass sich Fans endlich dagegen wehren. Zum anderen soll es die Gegenseite als nicht diskussionswürdig herabstufen. Dabei wird das Angstargument (Argumentum ad metum) geschickt mit dem personenbezogenen Argument [Argumentum ad hominem) gepaart. Man will die Argumente der Gegenseite nicht etwa damit ausschalten, indem man Sachargumente liefert, sondern will sie explizit in ihrer Summe diskreditieren. Wer will schon mit Gewalttätern diskutieren?

Sollte sich Saki Stimoniaris mit Personenschützer in irgendeiner Weise sicherer fühlen, dann ist das natürlich seine Sache. Bislang gab es hierfür nicht einmal annähernd eine Grundlage, die eine derartige Angst rechtfertigt. Drohungen, Beschimpfungen und mehr soll es gegeben haben. Wo? Im Internet? Wäre das die Grundlage, dann müsste jeder einzelne Funktionär des TSV 1860 München mit Personenschützern herumlaufen. Auf manchen investorenfreundlichen Seiten sind die Kommentare weitaus kritischer zu betrachten.

Kritiker von Hasan Ismaik sind keine homogene Masse. Sie sind ein Querschnitt der Löwenfans – Familienväter, Söhne, Töchter, Unternehmer, Künstler, Arbeiter und vieles mehr. Sie in ihrer Gesamtheit mit “Giesinger Staat” begleitet durch ein “Klima der Angst” abzustempeln, wird der Sache nicht gerecht. Dem TSV 1860 München schaden derartige manipulative Behauptungen und Darstellungen immens. Aber zur Durchsetzung der eigenen Interessen scheint das wohl dem einen oder anderen völlig egal zu sein.

Titelbild: Stockfotos, Fotos, Vektoren, Illustrationen und Videos | Enterprise | Depositphotos

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