Zum Abschluss des heutigen Tages möchte ich eine kleine Anekdote erzählen. Über einen Spieltag in GiesingStadtteil rechts der Isar und südöstlicher Teil der bayeri.... Eine Geschichte neben dem Sport. Eine Geschichte mit Augenzwinkern. Oder ein Erfahrungsbericht. Oder was auch immer. Lest selbst.
Es geht los …
Es ist Spieltag. Der Stift fällt zu Boden, der PC wird herunter gefahren und ich ziehe mich um. Geldbeutel, Schal, Mütze, Jacke …. und los geht´s. Heute wird kein Kapitel meines neuen Romans beendet. Der Blutdruck ist noch ruhig, aber das wird sich ändern. Sechzig spielt. Also geht´s auf nach GiesingStadtteil rechts der Isar und südöstlicher Teil der bayeri.... Erst einmal zum Giesinger Bräu. Dort habe ich versprochen ein Löwen-Banner zu hissen.
Mit der U-Bahn nach Giesing
“Darf ich etwas fragen?”, meint eine Dame in der U-Bahn. Ich nicke: “Sie dürfen. Wenn´s nix Anzügliches ist.” Sie ist etwa zwischen 60 und 70 Jahre alt und fühlt sich geschmeichelt. Rot wird sie allerdings nicht: “Findet heute ein Spiel statt?” Ich nicke: “Ja, Sechzig spielt!” “Aber doch nicht in der greißlichen Arena, oder?” Ich grinse sie an: “Natürlich nicht.” Gegen wen wir spielen, will sie wissen. “Gegen Ingolstadt”, sage ich. “Ah, das sind wenigstens keine Preussen”, meint sie. Sie erklärt mir auch warum. Der Audi-Sportpark liegt dieseits der Donau. Die Innenstadt hingegen Jenseits. Interessant. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. “Sie wissen schon, wegen dem Weißwurstäquator!”, meint sie süffisant lächelnd: “Der geht an der Donau entlang. Drüber sind die Preussen.” Ich nicke stumm und spüre, dass da noch etwas kommt. Und tatsächlich. Nach einer kurzen Atempause sagt sie: “Es sei denn, Sie nehmen den 49. Breitengrad. Der liegt nördlich von Ingolstadt.” Okay. Das mit dem Breitengrad sagt mir nichts. Und sie erklärt mir, warum sie sich damit so viel beschäftigt hat. Mit der spöttisch angehauchten Kulturgrenze zwischen Altbayern und Restdeutschland: “Mein Mann, der ist Ingolstädter. Mein Vater war ein alter Sechzger. Fast hätten wir deshalb nicht heiraten dürfen.” Ältere Damen können durchaus unterhaltsam sein.
Hisst das Banner
Flaggenappell im Giesinger Bräu. Wir hatten es im Löwenmagazin angekündigt. Jetzt müssen wir es durchziehen. Gar nicht so einfach ein vier Meter langes Banner aufzuhängen. Gemeinsam mit Sechzger-Fans sowie dem GeschäftsführerÜbersicht über alle Geschäftsführer (Kaufmännisch und S... der Brauerei machen wir uns ans Werk. Wir entscheiden sie an den Gabelstapler zu hängen. Mit Paletten befestigen wir das Banner. Die wiederrum liegen auf dem Gabelstapler. Einige Fans halten das Banner und es geht nach oben. Reicht nicht. Also wieder runter und mit Bierkästen unterfüttern. Die Fans, die mithelfen, aber auch diejenigen, die nur zuschauen, haben ihren Spaß. Und endlich hängt sie. Ich genehmige mir ein Helles. Erst einmal den Bierdurst stillen. Eine “Erhellung” bei Ralf von der Rampe. Die ersten Fans machen Fotos vor dem Banner. Ich schaue zu und nehme einen kräftigen Schluck. Endlich! Feierabend!
Im Gespräch mit Fans
Man kommt ins Gespräch. Mit Fans. “Lest Ihr das Löwenmagazin“, frage ich zwei junge Sechzger. Der eine grinst: “Hast mich letzte Woche schon in der Toilette gefragt.” Oh, okay. Blackout. Kann ich mich nicht erinnern. Ich treffe einen aus den Benelux-Ländern. Er ist öfters im Giesinger und hat einen neuen Fanclub gegründet. Über 1400 Biersorten hat er bereits probiert. Ein Hobby von ihm. Sein Ziel sind 1860 Sorten. Soviel will er irgendwann einmal getrunken haben. Dazu hat er eine riesige Liste auf seinem Smartphone, die er mit Stolz präsentiert. Seit Jahren trinkt er schon. Okay, das hört sich jetzt zweideutig an. Aber so ist es nicht gemeint. Ich zähle Biersorten auf, die ich kenne und er schaut nach. Ja, habe ich getrunken, ja, das auch und nein, das muss ich noch. Ich muss über 10 Sorten aufzählen, um endlich eines zu haben, das er noch nicht probiert hat. Verrücktes Hobby. Verrückter Sechzger. Aber wahnsinnig interessant was hinter manchem Fan steckt.
Zwei hartgekochte Eier, bitte
Ich habe Hunger. Möchte mich vor dem Spiel noch etwas stärken. Die Bedienung schaut mich freundlich an. Ich erkläre ihr, dass ich Vegetarier bin. Sie nickt: “Wir haben auch etwas Vegetarisches!” Ich bestelle Rinderhoden: “Dafür muss ja kein Tier getötet werden, oder?” Sie schaut mich ungläubig an. Weiß nicht so recht was sie sagen soll. Ja, mein Humor ist nicht Jedermannssache. Ich lasse das mit den Hoden, aber die gibt es im Giesinger Bräu tatsächlich. Am Ende entscheide ich mich für einen Zwiebelrostbraten. Der ist äußerst lecker. Nein, ich bin kein Vegetarier. Und ich lasse mir den Rostbraten schmecken. Zusammen mit einem Weißbier. Zwei Fans setzen sich zu mir. Sie wollen nicht stören, aber sie wollten einfach mal reden. Über das Löwenmagazin. Über Sechzig. Mich stört es nicht, im Gegenteil. Ich freue mich über nette Gespräche. Selbst während dem Essen.
Auf zum Spiel
Dann geht´s zum Spiel. Ich treffe dort auf den Löwenbomber, der in der Hand rund vierzig Becher hält. “Du sammelst Becher?”, frage ich. Er schüttelt den Kopf: “Die bewahre ich nur auf. Für ein Madl.” Und dann kommt sie. Die Königin der Bechersammler. Später erklärt mir ihr Vater im Riffraff, dass sie sich so Trikots finanziert. Ihm ist der “Unternehmergeist” seiner Tochter fast ein wenig peinlich. Irgendwann muss sie lernen, dass das so einfach im Leben dann doch nicht ist, wie es im Stadion zu sein scheint. Wer in der Stehhalle sitzt, der hat sie sicherlich schon gesehen. Die Bechersammler. Wie Geier. Das ist nicht böse gemeint. Aber da steckt doch sehr viel Konkurrenzkampf dahinter. Seine Tochter übrigens hat eine spezielle Technik, um an Becher ranzukommen. Wenn sich alle Jungs bücken, um den Becher zu erwischen, benutzt sie erst einmal den Fuß. Um den Becher kontrolliert hinter sich zu bringen. Dann kann sie in Ruhe zugreifen. Geschickt!
Rollstuhlfahrer – Teil unserer Fangemeinde
Ich gehe an den Rollstuhlfahrern vorbei. Einer grüßt mich, winkt mich zu sich her. Er hat ein paar Fragen. Über Sechzig und über das Löwenmagazin. Ich rede mit ihm eine Weile. Mir ist es wichtig ins Gespräch zu kommen. Und die Rollstuhlfahrer sind Teil unserer Fangemeinde. Was sie zu erzählen haben ist durchaus interessant. Viele von ihnen sind richtige Hardcore-Fans.
Gebharts Ausfall
Doch nun zum Spiel: Es ist einer der schlechteren Spiele unserer Sechzger. Der Grund ist der schmerzhafte Abgang von Timo Gebhart. Seine Verletzung, das stellt sich nachher heraus, ist schwerwiegend. Er wird über Wochen ausfallen. Über ein 0:0 kommen wir nicht hinaus. Schade. Aber das macht uns nichts aus. Kopf hoch. Die Schanzer haben wir auch an diesem Tag nicht besiegt. Nicht allzu lange davor hatten wir im DFB-Pokal ja die Niederlage gegen die 1. Mannschaft. Kopf hoch, Löwe. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und ein 0:0 fegt uns noch nicht von der Tabellenspitze. Dort bleiben wir nämlich auch nach diesem Spiel.
Zwei Journalisten
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel? Nein, für uns Fans nicht. Ich gehe ins Riffraff. Dort treffe ich auf zwei Journalisten unserer Tageszeitungen. Als sie erfahren, dass ich Arik Steen bin, geben sie mir ein Bier aus. Witzig: Eine Woche später treffe ich sie wieder. Bei einem Auswärtsspiel. In Garching. Das ist ein Ort, der noch weiter weg liegt, als die Allianz-Arena. Aber nicht viel weiter. Einer von den beiden Journalisten freut sich dort über ein Like von mir auf Twitter: “So hat sich das Bier rentiert. Pro Bier ein neuer Follower auf Twitter.” Genau mein Humor. Junge Journalisten, die nach dem Spiel im Riffraff noch ein Bier trinken, ist ohnehin eine coole Sache.
Eine Pommes die glücklich macht
Zurück zu diesem Spieltag. Es geht heimwärts. Mit der U-Bahn zum Giesinger Bahnhof. Dort treffe ich auf einen Mann, der mich um einen Euro anbettelt. Ich muss ihn enttäuschen. Denn ich gebe grundsätzlich Bettlern kein Geld. Mein Blick geht nach oben, ich schaue auf die Anzeige. Die S-Bahn, die mich nach Hause bringen soll, braucht noch zwanzig Minuten. Deshalb lade ich ihn spontan zu McDonalds ein. Da hat er mehr davon als von ein paar Euro. Er nimmt dankbar an. Während ich ihm beim Essen zuschaue, denke ich zurück an das Spiel. 0:0. Aber das ist egal. Es war wieder schön im Grünwalder Stadion zu sein. Ihn interessiert es nicht. Er isst seine Pommes und scheint glücklich. Zumindest für den Moment. Es ist gut, wenn ich etwas von meinem Glück mit jemandem teilen kann. Nicht nur mit anderen Fans. Auch mit jemanden wie mit ihm.
Wieder ein Spieltag hinter mich gebracht. Und wieder werde ich gut schlafen können. Sechzig ist einfach der geilste Club der Welt. In diesem Sinne … vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal. Ich würde mich freuen.