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Adventssingen – zwischen Besinnlichkeit und schamloser Kritik

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Strahlende Kinder, die im Grünwalder Stadion eine Kerze halten dürfen, die eine blaue Nikolausmütze an haben und gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern Lieder singen. Das sind prägende Augenblicke für Kinderherzen, in einer Zeit, wo der Glaube immer mehr in den Hintergrund rückt. In einer Gesellschaft, wo wir mit uns selbst hadern. Wir alle suchen eigentlich unsere Identifikation, wollen Halt, Verständnis und eine Basis für Frieden. Wir haben Angst vor Terrorismus und Krieg. In Abu Dhabi, der Heimat von Hasan Ismaik, kam erst vor wenigen Stunden die Meldung, dass Huthi-Rebellen das dortige neue Atomkraftwerk beschiessen wollten. Mit Raketen. Und die USA spricht jüngst von einem möglichen Krieg gegen Nordkorea. Selbst die Weihnachtsmärkte in Deutschland sind geprägt von Unsicherheit wegen möglichen terroristischen Anschlägen. Die Polizei hat viele Maßnahmen getroffen. Da ist es doch ganz angenehm wenn man in besinnlicher Runde Adventslieder singt. Wenn man den Kindern ein Stück Sicherheit an die Hand gibt. Wenn man ihnen die Kraft einer Gemeinschaft beweist. Oder nicht?

Das sieht nicht jeder so. Manch einer nutzt die Gunst der Stunde, um gegen diese besinnliche Adventsveranstaltung zu hetzen. Auf schamlose, respektlose und fast schon blasphemische Weise. Ein Adventssingen, bei dem Kinderaugen strahlen, wird zum Politikum. Die Veranstalter werden beleidigt und beschimpft, die scheinbare Anonymität lässt es zu, dass man unverfroren spotten, lästern und schimpfen kann.

“Wer glaubt, er ist im Internet unter Gleichgesinnten, der täuscht sich. Wahre Gemeinschaften sind real.”

Wenn ich keinen Glauben habe oder ihn anders ausleben möchte, dann bleibe ich fern von solchen Veranstaltungen. Nicht nur körperlich sondern auch medial. Diese Toleranz bin ich unserer Gesellschaft schuldig. Wir müssen aufpassen, dass Teile unserer Fangemeinde nicht vollkommen, vom Hass zerfressen, alles und jeden beschuldigen und anfeinden. Es ist die eine Sache, ob ich über Botschaften der Ultras in der Westkurve diskutiere oder sogar scharfe Kritik übe. Die Ultras sind das gewohnt. Mehr noch, sie wollen provozieren und Debatten auslösen. Das ist ihr Kampf, der allerdings auch meinen vollen Respekt hat. Eine andere Sache ist es, wenn ich ein Adventssingen gemütlich aus meinem Sessel heraus nicht nur boykottiere sondern öffentlich schlecht mache. So viele Familien aus Giesing haben den Weg ins Stadion gefunden. Auf dem Weg sind uns einige begegnet. Familien, die gemeinsam dort hingegangen sind, miteinander Zeit verbracht und ihren Kindern Brauchtum vermittelt haben. In einer Welt, in der wir in den sozialen Netzwerken gefangen sind und in panischer Angst leben, dass die Realität zusammenbricht, nicht mehr selbstverständlich. Eine Realität, die manche nicht mehr erleben, weil sie in ihrer Scheinwelt leben. Man kann jedem nur raten, einmal einen Kommentar weniger zu schreiben und hinaus zu gehen. Frische Luft zu atmen und die Wirklichkeit genießen. Die ist nämlich manchmal viel schöner, als sie auf Fotos erscheint. Man muss sich nur darauf einlassen. Wer glaubt, er ist im Internet unter Gleichgesinnten, der täuscht sich. Wahre Gemeinschaften sind real.

 

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