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Ein älterer Herr, eine Dauerkarte und ein Platz weit weg von Freunden

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Ein Beitrag von Sabine Pfaffenberger

Gestern in der Stehhalle

Es ist Montag. Wir haben kurz vor 18.60 Uhr und mit freudiger Erwartung machen wir uns auf den Weg. Der TSV 1860 München erwartet die Würzburger Kickers. Das Ergebnis ist bekannt. Ein unbefriedigendes 1:1.

Es ist eine andere Geschichte, die ich gerne erzählen möchte. Weil es mir ein persönliches Anliegen ist.

Kurz vor Spielbeginn gehe ich zu meinem Platz in der Stehhalle. Dort sitzt jedoch schon ein älterer Herr. Wie sich herausstellte, hatte er sich in der Reihe vertan. Er sitzt 2 Reihen vor mir – in der Reihe 7.

Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir, dass er bald 80 Jahre wird und schon seit 1994 immer Dauerkarten für Sechzig hat. So auch in der letzten Saison. In der Stehhalle im Block L, aber einige Reihen weiter oben. Da wo seine Spezln sitzen, ältere Herren und alles Vollblut-Sechzger.

“Auch ich würde da gerne wieder sitzen”, meint er traurig, aber sein Platz sei nun hier unten.

“Wie kommt´s?” frage ich ihn.

Er erzählt mir seine Geschichte.

(c) Martin Kronberger, Stehhalle Grünwalder Stadion

Die Geschichte

Vor der Saison sei er am 1. August von Zuhause 70 km in die Geschäftsstelle gefahren, um seine Dauerkarte für die Saison 2018/19 abzuholen.

Dann der Schock: Die Dame teilt ihm mit, er habe die im Internet für ihn reservierte Karte nicht abgerufen, jetzt ist sein Platz vergeben.

Er war völlig entsetzt: “Internet hab ich doch gar nicht” und ein Schreiben hat er auch nicht bekommen.

Nach einem Hin und Her stellt man ihm dann doch eine Dauerkarte aus – aber eben weiter unten. Weit weg von seinen Spezln und wenn er Pech hat in der prallen Sonne oder im Regen. Das war eine Saison zuvor anders. “Egal ob Regen oder Schnee, Sechzig München olè gilt auch für ihn, trotz seiner fast 80 Jahre.

Verwirrt stellt er bei den ersten Stadionbesuchen fest, dass sein alter Platz bei seinen alten Freunden immer wieder durch andere Leute besetzt wird. Seine bisherige Dauerkarte scheint also nicht wirklich vergeben. Er entschließt sich deshalb noch einmal dazu, die Geschäftsstelle aufzusuchen.

Die Antwort ist wenig befriedigend. Man sagt ihm, sein bisheriger Platz sei nicht per Dauerkarte verkauft, sondern zukünftig online im freien Verkauf. Das heißt: Für alle bisher schon “verkauften” Heimspiele ist sein bisheriger Platz belegt.

Der fast achtzigjährige Löwe bittet deshalb darum, man möge doch wenigstens zukünftig seine neue Dauerkarte umschreiben. Eben auf diesen Platz dort oben. Und seinen aktuellen Platz dafür in den freien Verkauf bringen.

Leider, teilt man ihm mit, sei es während der Saison nicht möglich, Dauerkarten umzuschreiben.

Eigentlich seltsam und unverständlich. Wo ist das Problem? Man zieht seine Dauerkarte ein, stellt ihm auf seinem alten Platz bei seinen Freunden eine neue Dauerkarte aus und gibt seinen aktuellen Platz in den freien Verkauf. Doch das geht nicht, so das Ticketing.

Er wollte nicht aufgeben und fragt nach, ob er sich nicht an die Fanbeauftragte oder ans Präsidium wenden könne. Die Antwort ist klar. Auch “die können dir keine Dauerkarte umschreiben”. Punkt aus. Ende. Enttäuscht geht er wieder heim.

Trotzdem gilt auch für ihn “einmal Löwe, immer Löwe” und so sitzt er halt hier unten und ab und zu schaut er hoch und winkt seinen Spezln zu.


Deine Meinung ist gefragt

Diskutiert mit. Erwartet Ihr in so einem Fall mehr Kulanz vom Ticketing? Zweifelsohne ist es nur ein bürokratischer Akt. Oder muss man sich einfach damit abfinden?

 
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