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3. Liga: Solidaraktion der Zweitligisten steht in der Kritik

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Vor zehn Jahren wurde die 3. Liga gegründet und nun im 10. Jubiläumsjahr erwartet uns die “stärkste 3. Liga aller Zeiten”, die in der Saison 2018/19 10 ehemalige Erstligisten, 18 ehemalige Zweitligisten und 6 ehemalige Meister beheimaten wird. Vereine wie 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig, Karlsruher SC, Hansa Rostock, Energie Cottbus und natürlich TSV 1860 werden Zuschauer anlocken und sicherlich für gute Einschaltquoten sorgen.

Und dennoch bekommt die 3. Liga vom DFB nicht die monetäre Anerkennung bzw. Unterstützung, die sie verdient hätte. So wird sie von vielen auch “Pleitemacher-Liga” genannt, denn nicht jeder Teilnehmer übersteht sie finanziell und so mancher musste danach den Gang in die Insolvenz antreten (Chemnitzer FC, Rot-Weiß Erfurt, VfR Aalen, FSV Frankfurt). Nur die Regeländerung aus dem Jahr 2014 rettete den einen oder anderen Verein vor dem großen Absturz. Sie besagt, dass bei einer Insolvenz kein Zwangsabstieg nötig ist, sondern neun Punkte in der nächsten Saison abgezogen werden – vorausgesetzt der Verein saniert sich und übersteht das Zulassungsverfahren.

Während in der letzten Saison die Drittliga-Vereine um die 800.000 Euro TV-Einnahmen vom DFB kassierten, werden es in der Saison 2018/19 immerhin 1,2 Millionen werden. Für einen Verein – wie den 1. FC Kaiserslautern, der in der 2. Liga mehr als 11 Millionen Euro einnahm, ist dies ein großer Einschnitt.

Doch der 1. FC Kaiserslautern und die Eintracht Braunschweig können sich um eine weitere Unterstützung freuen, denn sie erhalten nach dem Abstieg in die 3. Liga eine Sonderzahlung von jeweils 600.000 Euro aus einem speziellen Fonds der Zweitligisten (jeder Verein zahlt 66.666 Euro ein). Was als Solidaraktion “aus der Mitte der Zweitliga-Vereine” gedacht war, wurde von den Fans und Offiziellen der zukünftigen Liga-Rivalen nicht nur positiv angenommen. Insbesondere, da unabhängig von der Solidaraktion die DFL den Zweitliga-Absteigern weitere 500.000 Euro “Überbrückungsgeld” zahlt, das allerdings zweckgebunden ist – nämlich für die Fortführung des Jugendleistungszentrums.

Kritik der Drittligisten

Seit der Bekanntmachung wird nun darüber diskutiert. Der Wiesbadener Sportdirektor Christian Hock spricht hierbei gegenüber hr-sport von einer Wettbewerbsverzerrung. “Die Kluft zwischen 2. und 3. Liga ist ohnehin schon sehr groß“, so Hock. “Wenn man dann auch noch einen Zuschuss bekommt, finde ich das ungerecht.
Holger Hadek, Geschäftsführer des VfR Aalen, will die Thematik zwar nicht dramatisieren, erkennt jedoch “einen Bonus und eine Pole-Position für die Absteiger“, wie er gegenüber liga3-online.de sagte. Auch wenn “die Vereine keinen uneinholbaren Wettbewerbsvorteil” hätten, so “läuft doch neutral betrachtet etwas falsch.” Auch Helmut Sandrock, Geschäftsführer des Karlsruher SC, übte gegenüber dem SWR Kritik. Zwar sei die Aktion der Zweitliga-Clubs “bemerkenswert”, allerdings verschärfe die Finanzspritze die Bedingungen der bisherigen Drittliga-Vereine gegenüber den finanzstarken Zweitliga-Absteigern. Vom DFB wünscht sich Sandrock daher eine Stärkung der Drittliga-Vereine gegenüber den Zweitligisten, die von der DFL “alimentiert” werden würden.
Preußen-Sportchef Malte Metzelder äußert gegenüber der Westfälischen Nachrichten, dass durch die Finanzspritze die Wahrscheinlichkeit eines direkten Wiederaufstiegs beider Absteiger wahrscheinlicher werde und warnt vor “geschlossenen Gesellschaften”.
Auch VfL-Geschäftsführer Jürgen Wehlend stößt die Solidaraktion bitter auf. In der Neuen Osnabrücker Zeitung spricht er von einer “ungerechtfertigten Wettbewerbsverzerrung” und verdeutlicht: “Wenn ein Absteiger nun 1,1 Millionen Euro Zuschüsse bekommt, entspricht das in etwa dem strukturellen Defizit, das ein durchschnittlicher Drittligist Jahr für Jahr aus eigener Kraft kompensieren muss.”

Aalens Präsidiumsmitglied Hermann Olschewski sieht dies jedoch entspannt und argumentiert aus Sicht der Zweitligisten: “Für mich ist das keine Wettbewerbsverzerrung. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass man nach einem Abstieg einen immensen Kostenblock hat, den man nicht von heute auf morgen los wird“, wird er im Kicker zitiert.

Michael Scharold spricht von “Unausgewogenheit”

Auch Michael ScharoldGeschäftsführer des TSV 1860, wurde dazu befragt.
Grundsätzlich ist Solidarität zwischen den Vereinen eine sehr positive, begrüßenswerte Sache“, sagte er dazu dem Münchner Merkur. “Es scheint auch erkannt worden zu sein, dass es für Riesenprobleme sorgt, wenn ein Verein von der 2. in die 3. Liga abstürzt. Auf der anderen Seite gibt es ja bereits den DFL-Rettungsschirm in Höhe von knapp einer halben Million – der greift, wenn Absteiger ihr Nachwuchsleistungszentrum in der 3. Liga aufrechterhalten. Und wenn jetzt noch mal eine ähnliche Summe hinzukommt, dann sorgt das schon für eine gewisse Unausgewogenheit. Es wäre einfach gut, wenn generell etwas getan würde, dass Drittligisten wirtschaftlich besser über die Runden kommen.

 

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