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10 Milliarden Dollar – Hasan Ismaik will in den Irak investieren

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Hasan Ismaik – Geschäftsmann oder Denker? Über diese Thematik spricht der jordanisch-palästinensische Gesellschafter des TSV 1860 in einem Interview. Außerdem verrät er Probleme, die er bei seinen geplanten Investments im Irak hat. Er erklärt zudem ein Missverständnis des Journalisten – “sein” Klub nennt sich TSV 1860 München und nicht Manchester City.

Hasan Ismaik ist Kreditgeber und Gesellschafter der TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA. Für viele Löwenfans ist er ein Rätsel. Aufgrund der Sprachbarrieren ist es teilweise sehr schwer sein Wirken und Handeln im arabischen Raum zu verfolgen. Wir haben uns deshalb die Mühe gemacht, einen Blick in ein Interview zu werfen und die wichtigsten Passagen zu übersetzen.

Tagsüber Geschäftsmann – abends der Denker

Geschäftsmann, der Philosoph oder der Religionsforscher Ismaik. Was hat eigentlich Vorrang? “Tagsüber bin ich Geschäftsmann”, so Hasan Ismaik gegenüber dem irakischen Journalisten Ghaiyath Daham. “Abends widme ich mich dann dem Denken, Lesen und Schreiben. Ich teile meine Zeit zwischen der Arbeit am Tag und dem Wissenserwerb am Abend auf.” Das philosophische Denken lege den Grundstein für Theorien, sei es in der Wirtschaft oder in der Gesellschaft. Kapitalismus und Kommunismus seien beides philosophische Ideen, aber sie seien nicht miteinander verbunden. “Dies stellt den schmalen Grat zwischen den beiden dar.” Er trenne zwischen seiner Arbeit als Geschäftsmann und seiner Tätigkeit als Denker und Verfasser von Texten.

Aktuell an Umweltverschmutzung erkrankt

Ismaik spricht über Bagdad und den Irak. Die Stadt Bagdad sei stark verschmutzt. Er selbst wäre durch seinen Besuch der Stadt nun an einer Umweltverschmutzung erkrankt. Der Journalist wünscht ihm gute Besserung. Ismaik erklärt, er fühle sich mit den Irakern verbunden. “Tatsächlich betrachte ich mich selbst, oder zumindest einen Teil von mir als Iraker.” Der Journalist merkt an, dass Ismaik einen irakischen Akzent hat. Das gehe auf seine Jugend zurück, erklärt Ismaik, der in jungen Jahren im Irak lebte.

Manchester City? Nein, TSV 1860 München

Sie sind Mehrheitseigentümer von einem Sportverein, meint der Journalist, nämlich von Manchester. Ismaik korrigiert ihn. “Es ist München 1860.” Während der Recherche hat der Journalist wohl Scheich Mansour mit Ismaik verwechselt. Mansour gehört die Manchester City Group.

Mehr als 90 Prozent aller Deutschen würden den Fußball für genauso wichtig halten wie Nahrung und Wasser. Das Problem sei, dass man als Mehrheitsgesellschafter keine Entscheidungen treffen könne. Die Entscheidungshoheit läge bei den von den Fans gewählten Vereinsmitgliedern. “Das verstößt gegen das Gesetz, gegen die Gesetze der Europäischen Union, die das Monopol bekämpft”, so Ismaik. Das würde nun für Fehler und Ungleichgewichte im europäischen Fußball sorgen. Konkurrierende Klubs aus Europa hätten mehr Einkommen, mehr Erfolg und würden mehr Meisterschaften gewinnen. Er lobt allerdings vor allem die Freiheit. Anders als im Irak könne man innerhalb von Minuten über das Internet oder einen Anwalt ein Unternehmen eröffnen. Man brauche keinen deutschen Partner. Das unterscheide Deutschland vom Irak. Im Irak müsste man für die Gründung eines Unternehmens zu 51 Prozent irakisch sein. Das ist übrigens nicht unüblich im arabischen Raum und entspricht im Grund der 50+1-Regel auch wenn es hier nicht um Verein / Gesellschafter sondern um Inländer / Ausländer geht. Das ist auch der Grund warum Ismaik sein Unternehmen HAM International Limited in den Emiraten in der dortigen Freihandelszone gegründet hat. Und wiederum der Grund warum unter Anderem der TSV 1860 keine Corona-Hilfe bekommen hat – dort zahlt man auch keine Steuern und Unternehmen in Steueroasen waren von der Hilfe ausgeschlossen.

Ismaik will dennoch im Irak investieren

“Natürlich reizt es mich, es reizt mich sehr zum Wiederaufbau beizutragen”, meint Ismaik Er will in den Irak investieren. In Immobilien, Industrie oder in den Bausektor. Doch so einfach sei das eben nicht. Es gäbe viele Hürden im Irak. Der jordanisch-palästinensische Geschäftsmann kritisiert vor allem die Bürokratie. Er lobt Saudi-Arabien wo vor der Machtübernahme von König Salman es noch schwierig war ein saudisches Visum zu bekommen, ähnlich wie aktuell im Irak. Doch der saudi-arabische Machthaber hätte die Zeichen der Zeit erkannt. Ohne eine signifikante Entwicklung der Gesetze und Vorschriften würden die Dinge im Irak so bleiben wie sie sind.

Aktuell diskutiere er mit Beamten und Geschäftsleuten über die sogenannte “vierte Lizenz”. Es soll ein viertes Telekommunikationsunternehmen im Irak geben. Ismaik hätte sich dafür als Investor beworben. Die irakische Regierung würde dieses Unternehmen gerne selbst einrichten und aufrechterhalten. Ismaik glaubt, dass dies zu hundert Prozent scheitern wird. “Der Staat sollte nicht mit der Privatwirtschaft konkurrieren”, meint Ismaik. Wenn der öffentliche Sektor nun anfangen würde in die Industrie, den Handel, die Kommunikation, das Vertragswesen und den Wohnungsbau einzusteigen, warum gibt es dann überhaupt noch einen privaten Sektor? Irak würde sich dann in einen kommunistischen Staat verwandeln. Die beiden Systeme mit dem größten Versagen in der Welt seien für ihn der Sozialismus und der Kommunismus.

Ismaik ist nicht nur interessiert in die irakische Telekommunikation zu investieren. Er sei interessiert in geplante Wohnstädten zu investieren. Fünf bis zehn Wohnstädte wolle er bauen. “Das sind in etwa 370.000 Wohneinheiten im gesamten Irak”, meint Ismaik. Man beginne mit einem Kapital von zehn Milliarden Dollar. “Seit über einem Jahr führe ich mit ihnen Gespräche über den Vertrag, der zwischen mir und dem Ministerium für Wohnungsbau und der Investitionsbehörde geregelt wird.” Es ginge dabei um veraltete Gesetze. Er fordert eine Revolution. Eine echte Revolution bei der Entwicklung irakischer Gesetze. Die aktuelle Kultur sei gefährlich. Sie geben Milliarden aus und bringen finanzielle Mittel mit, um dies zu erreichen. “Es ist sehr wichtig für mich, mein Kapital zurück zu verdienen und zu garantieren, dass ich es zurückbekomme. Warum sollte ich sonst ein Risiko eingehen und Geld investieren? Um es zu verlieren?”

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