Die Stadt München möchte das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße nicht nur für 20 Millionen Euro sanieren (diese Sanierung wäre in jedem Fall angestanden), sondern für weitere 57 Millionen Euro auch Zweitligatauglich machen. Kritiker merken an, dass dann die Löwen bei einem Aufstieg in die 1. Bundesliga erneut vor einer Stadionfrage stehen. Wir werfen einen Blick auf die Regularien.
Die Stadt wird das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße nicht für die 1. Bundesliga ermöglichen. Das ist der nüchterne Sachstand. Aus Sicht der Löwen ist das auch zunächst kein Problem. Man befindet sich in der 3. LigaDritthöchste Spielklasse im Meisterschaftssystem des deutsc... und erhofft sich den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Gedanken über die 1. Bundesliga sind sportlich und finanziell erst einmal weit weg. Dennoch machen sich viele Gedanken was in ein paar Jahren ist, wenn der TSV nicht nur die 2. Bundesliga erreicht hat, sondern vielleicht sogar wieder um den Aufstieg mitspielt. Klar ist: dann benötigt es eine Lösung bei der Stadionfrage.
Was der TSV 1860 München sicherlich nicht machen wird: Verträge zu unterschreiben, bei denen man für die nächsten 50 Jahre ans Grünwalder Stadion gebunden ist und dazu “verdammt” wird, dass man maximal in der 2. Bundesliga bleiben kann. Steht der TSV sportlich tatsächlich irgendwann einmal vor einem möglichen Aufstieg in die 1. Bundesliga, wird man Lösungen suchen müssen. Und wird sie sicherlich auch finden.
Auch wenn die Stadt München aktuell ganz klar feststellt, dass nach dem Umbau keine 1. Bundesliga im Grünwalder Stadion möglich ist, wollen wir einen Blick auf die Anforderungen stellen, die zusätzlich notwendig wären. Alle Anforderungen, die für 1. und 2. Bundesliga gleich sind, haben wir hierbei weggelassen. Sie werden mit dem Umbau so oder so umgesetzt.
Titelbild: Arbeiter installieren eine Solaranlage auf das Dach des Erzgebirgsstadion (c) imago images / Picture Point
Kapazität
18.105 Zuschauer sind geplant. Das erfüllt sowohl die Anforderungen für die 2. Bundesliga als auch die 1. Bundesliga. Die DFL schreibt für die 2. Bundesliga mindestens 4.500 Sitzplätze vor, für die 1. Bundesliga bereits 8.000 Sitzplätze. Laut der Machbarkeitsstudie sind 7.897 Plätze geplant. In der Machbarkeitsstudie ging man aber noch von einer Zuschauerkapazität von 18.060 Zuschauer aus. 45 Plätze mehr sind nun geplant. Ob das Sitzplätze sind, wissen wir nicht. Für die 1. Bundesliga würden damit allerdings gerade mal 58 Sitzplätze fehlen. Keine Angaben haben wir für die geplanten Sitzplätze der Gäste.
Geplant | 2. Bundesliga | 1. Bundesliga |
---|---|---|
18.105 Zuschauer | Mindestens 15.000 Zuschauer | Mindestens 15.000 Zuschauer |
davon 7.897 Sitzplätze | davon mindestens 4.500 Sitzplätze | davon mindestens 8.000 Sitzplätze |
keine Angabe | davon mindestens 450 Sitzplätze Gast | davon mindestens 800 Sitzplätze Gast |
Eine wirklich große Herausforderung für die Ertüchtigung zu einem erstligatauglichen Stadion kann man bei der Kapazität nicht sehen.
Flutlichtanlage
Bereits die Anforderung sowohl für 2. Bundesliga als auch die 1. Bundesliga erfüllt die neue Flutlichtanlage, die im vergangenen Jahr installiert wurde. Hier besteht aktuell kein Handlungsbedarf.
Geplant | 2. Bundesliga | 1. Bundesliga |
---|---|---|
aktuell 1.200 lux | mindestens 800 lux | mindestens 1.200 lux |
Die kleinste Baustelle bei den Anforderungen für die 1. Bundesliga.
Medien
Eine Herausforderung für eine mögliche Erstligatauglichkeit gibt es im Bereich der Medien. Hierzu ist das “Regelwerk für Stadien und Sicherheit” gar nicht mehr relevant, sondern wir müssen einen Blick in die “Medienrichtlinien” werfen.
Eine Herausforderung sind die Parkplätze für die Medienvertreter. Hier stellt sich die Frage, ob es dem TSV 1860 München vielleicht sogar im Rahmen des geplanten Hallenbaus ausreichend Parkplätze am Trainingsgelände sicherzustellen. Immerhin doppelt so viele Parkplätze benötigt man nämlich für die 1. Bundesliga im Gegensatz zur 2. Bundesliga.
Bei den Arbeitsplätzen im Stadion sollte es hingegen weniger Probleme geben. Für Print und Online benötigt es 25 Plätze mehr in der 1. Bundesliga. Geplant sind lediglich die 25 vorgeschriebenen Plätze der 2. Bundesliga. Für audiovisuelle Berichterstattung hat man bereits deutlich 15 statt den geforderten 9 Plätzen der 2. Bundesliga geplant, in der 1. Bundesliga müsste man auf 30 aufstocken. Bei den Beobachterplätzen fehlen lediglich 2 Plätze um auch erstligatauglich zu sein.
Die größte Herausforderung für die 1. Bundesliga liegen allerdings bei den Stellplätzen für die Ü-Technik. 400 m² mehr fordert die DFL an Stellplätzen für die Übertragungswägen. Und der Platz ist rund um das Stadion schwierig zu finden.
Geplant | 2. Bundesliga | 1. Bundesliga |
---|---|---|
keine Angaben | 90 stadionnahe Parkplätze | 180 stadionnahe Parkplätze |
keine Angaben | PK für 40 Medienvertreter | PK für 80 Medienvertreter |
Print / Online: 25 Plätze | Print / Online: 25 Arbeitsplätze | Print / Online: 50 Arbeitsplätze |
Audiovisuell: 15 Plätze | Audiovisuell: 9 Plätze | Audiovisuell: 30 Plätze |
Audio: 10 Plätze | Audio: 10 Plätze | Audio: 10 Plätze |
Sportdatendienste: 7 Plätze | Sportdatendienste: 2 Plätze | Sportdatendienste: 3 Plätze |
Beobachterplätze: 8 Plätze | Beobachterplätze: 6 Plätze | Beobachterplätze: 10 Plätze |
Tribünenfotografen: 3 Plätze | keine Vorgabe | keine Vorgabe |
Ü-Technik-Stellplatz: 800 m² | Ü-Technik-Stellplatz: 1.200 m² |
Fazit
Die Stadt München möchte vermeiden, dass man aktuell das Grünwalder Stadion im Hinblick auf die 1. Bundesliga thematisiert. Nach den aktuellen Regularien sei auch nach dem Umbau keine 1. Bundesliga möglich. Doch einige Regelungen der DFL kann man durchaus hinterfragen. Vor allem die immense Stellplatzflächen für die Übertragungswägen. Die Technik der TV-Sender ist in den vergangenen Jahren kompakter geworden. Benötigt man für die 1. Bundesliga tatsächlich 400 m² mehr? Und kann sich eine DFL überhaupt leisten, in der heutigen Zeit unter ökonomischen aber auch ökologischen Gesichtspunkten derartige Anforderungen aufrecht zu erhalten, wenn alle weiteren Rahmenbedingungen erfüllt sind? Nach dem Umbau zu einem zweitligatauglichen Stadion stellt die Stadt München ein klimaneutrales Stadion mit Voltaikanlage zur Verfügung. Ist es da tatsächlich sinnvoll bei einem Aufstieg einen Neubau an anderer Stelle zu fordern?
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